Im Rahmen des Osterseminars in Hamburg trainierten wir bei den ehemaligen Kata- Bundesjugendtrainern Schahrzad Mansouri undSigi Hartl sowie Kumite-Bundestrainer  Thomas Nitschmann.
Nachdem die Gruppe 1. Kuy und DAN-Grade bei Sigi Hartl die Kata „Ji’in“ („Liebe und Schatten“)  in stabiler Basisausführung durchlaufen hat, kamen die Hartl-speziellen flexiblen Dreh- und Ausweichbewegungen ins Spiel, die er auch beharrlich einfordert und die den Gelenken einiges abverlangen. Sich einfach mal anders herum drehen als sonst, nach dem Aushebeln des Partners um 180 ° auf der Stelle wie eine Spirale Richtung Fußboden runterlassen, und ihm den finalen Schlag verpassen, oder, wie Sigi es auch vormachte, sich einfach auf den Kopf des Gegners schmeißen. Irgendwie bekommt man ihn schon kaputt.
Die zweite Einheit dieser Gruppe wurde dann von BT Thomas Nitschmann gescheucht. Der wichtigste und sympatische Unterschied zu anderen Kumitetrainern- und Lehrgängen besteht darin, dass er es sich nicht einfach macht und die Teilnehmer erstmal im wilden Randori aufeinander los lässt, wo es nicht selten schon zu ersten Blessuren und Enttäuschungen kommt, sondern er scheucht sie im Kihon! Dieses baut er geschickt mit den Techniken auf, die dann etwas mehr raus- oder reingedreht die gewünschten Kumite-Techniken ergeben. Das geht so lange, bis die geforderte präzise Technikausführung und vor allem Schnelligkeit erreicht ist. Dann sind einige Heißsporne schon mal ruhiger und erst dann lässt er die Partner aufeinander los.
Diverse Kombinationen und Ausführungen wurden öfter erklärt, denn er wies immer wieder darauf hin, dass es nur ein minimaler Grat zwischen „ich bekomme den Punkt“ und „ich breche mir die Nase“ sei, wenn man Techniken einfach falsch macht, z. B. das hintere Bein zum Mawashi-Geri erst ran zieht. Und auch Endlos-Kombinationen stoppte er, weil sie ihm „zu viel Text beinhalten“ – Kizami-Gyuaku-Mawashi reichen völlig aus, mehr schafft eh niemand. Mit immer weiter gesteigerter Intensität und Schnelligkeit später ist dann jeder bereit für die letzte Minute, das Randori, bei dem man nach seiner Aussage „Spaß miteinander haben soll“.
Als Abschluß gab es die Kata „Sôchin“ („Stärke und Ruhe“) mit Schahrzad Mansouri. Mit dem Stand Sochin-Dachi waren wohl nicht alle vertraut, da sie öfter darauf hinweisen musste, dass selbst „einfache“ Techniken wie Oi-Zuki und Uchi-Uke in diesem Stand ausgeführt werden. Viel Wert legte sie auf die absolut aufrechte Haltung des Oberkörpers und darauf, dass im Bunkai die Tesho´s eben aus dem Hara und nicht aus der Schulter kamen, was meinem Trainingspartner sichtlich Schmerzen bereitete 😉

Die Verfasserin des Textes kämpft zwar immer noch mit Muskelkater, blauen Flecken und Blasen unter den Füßen, war aber vom gesamten Lehrgang, wie schon in den vergangenen Jahren, restlos begeistert.

Written by Doerthe